Vollmondzeit im November
Der November hat für mich immer etwas Mystisches. Eingeleitet mit dem Allerheiligen am 1.November sind wir dem Übergang ins Totenreich ganz nahe. Wie der Name verrät, wird an dem Gedenktag aller Heiligen gedacht. Damit sind nicht nur Verstorbene gemeint, die vom Papst heiliggesprochen wurden, sondern alle verstorbenen Menschen.
Einigen Länder wird dieser Tag mit viel Lärm und bunten Farben zu einem grossen Fest. Nur wir hier in der Mitte von Europa haben ein etwas verklärten Blick zum Thema Tod. Es scheint fast ein Tabu zu sein!
Der Tod ist für mich ein Übergang in etwas Neues. Es ist eine Zeit in der geerntet werden darf, was über das ganze Leben gesät wurde. Im alchemistischen Sinn verwandelt sich ein Stoff in einen anderen und legt so die ursprünglichen Schöpferkräfte frei.
Nochmals zurück zum Vollmond bevor wir uns dem Thema vom Streben noch etwas annähern wollen.
Dieser Mond wird auch Hexenmond genannt und liegt im Einfluss von Samhain. Der Ursprung von Halloween liegt bei den Kelten und ist das Fest des Grauens in Irland: In vorchristlicher Zeit begingen die Kelten am 31. Oktober Samhain, eines ihrer wichtigsten Feste. Sie feierten damit ihre Ernte, den Beginn der kalten Jahreszeit und den Start in ein neues Kalenderjahr. Auch in der indianischen Kultur findet man hier den Abschluss und den Neubeginn eines Kalenderjahres.
Wir werden eingeladen, uns auszuruhen und von der Zeit der langen Nächte zu profitieren. Wir sollten uns auf die Kälte einstellen und uns organisieren damit wir den Winter überstehen. In der Zeit der Heizungen scheint dieser alte Brauch nebensächlich geworden zu sein. Trotzdem ist der Rückzug sinnvoll. Im Rückzug schafft Ordnung in unserem Seelenleben. Was wir zu viel haben können wir ohne schlechtes Gewissen abgeben oder weitergeben. Wir sollten uns aufrichtig fragen: «welchen Platz hat unsere eigene Wahrheit in unserem Leben?»
So nahe an der inneren Weisheit, sind für uns die Tore in eine Welt der Spiritualität (von spiritus: Geist) weit offen. Mit dem Allerheiligen am ersten November beginnt die Zeit der Innenschau und der Inspiration (lateinisch inspiratio Beseelung, Einhauchen, aus in hinein und spirare ‚hauchen, atmen; vgl. spiritus Atem, Seele, Geist). Diese Tore bleiben für uns offen bis nach den Rauhnächten.
In dieser Zeit stelle ich mir Fragen über das Leben. Wie geht es mir gerade? Was brauche ich nicht mehr? Was fehlt mir? Wie sieht meine Zukunft aus, im Job, in der Familie, als Frau, als Partnerin, als Teil einer Gesellschaft, als Tochter, als Mutter…. Wie sieht meine Zukunft in einem Monat, einem Jahr, in zehn Jahren usw. aus. Wo von träume ich? Was ist wahr geworden? Wo könnte mein Weg hinführen? Als welcher Mensch möchte ich von dieser Erde gehen?
Genau jetzt kommt die Frage über den eigenen Tod wieder. Ich habe keine Angst vor dieser Frage. Ich weiss, wenn ich alles geklärt habe und meine Aufgabe erfüllt, dann kommt der Zeitpunkt für den Abschied.
Und wenn es dann soweit ist, möchte ich, dass mein Umfeld die Zeit bekommt, welcher jeder braucht. Was das bedeutet, dass ich mein Ende bereits jetzt plane und aufschreibe. Scheint dir dies etwas makaber? Wieso?
Mach dir einmal einige Gedanke dazu, was du nach deinem Ableben möchtest. Das fängt bei den Organspenden an, über wie und wo du beerdigt oder verstreut oder was auch immer wirst, welches Abschiedsritual soll stattfinden usw. Je genauer du aufschreibst, was nach deinem Tod passieren soll, je weniger hat dein Umfeld mit wenn’s und aber’s zu kämpfen. Sie bekommen die Zeit, welche sie für ihren eigenen Prozess brauchen um dich und dein Sein gehen zu lassen.
Zum Thema Organspenden, haben zwei liebe Studienfreunde von mir einen wundervollen Podcast gemacht. Nadja Röthlisberger und Brigitte Ingold erzählen etwas mehr dazu: https://open.spotify.com/episode/1971iWy6HCqST4j6fOGusM?si=fc8deddfcf4b437e&nd=1 höre es dir in aller Ruhe an. Ich danke an dieser Stelle den beiden für den wertvollen Beitrag.
Ich finde es immer sehr spannend, wenn ich mich mit leiben Freunden über das Ableben unterhalten kann. So weiss ich zum Beispiel wo zweigeteiltes Herz einer Freundin hin möchte nach ihrem Ableben. Sie braucht zwei Orte, denn sie ist an beiden zu Hause. Wenn ich das durchführen darf, so werde ich dies mit voller hingaben an ihr Leben und ihr Schaffen verwirklichen.
Es gibt viele gesetzliche Regelungen, welche ich genauso wichtig finde. So braucht es in diesem Bereich ebenfalls eine klare Aufstellung, wie Organspenden ja oder nein, Lebensverlängerndemassnahmen in welcher Form und überhaupt… hierfür empfehle ich euch ein Gespräch mit einer Fachperson. In diesem Bereich habe ich für mich noch viele Lücken und bin dankbar, dass meine Schwester eine Ausbildung dazu gemacht hat.
Und wenn wir das Thema Sterben noch etwas weiterspinnen wollen, denn es passt doch gerade so gut. So schaut einmal aus dem Fenster! Ein Teil der Natur stirbt jedes Jahr. Die Lebenskraft zieht sich zurück in die Wurzel, ein Teil stirbt ab um Frühling einen Neubeginn zu wagen. Nehmt euch die Natur als Vorbild und wagt es ein Teil von euren Vorstellungen sterben zu lassen. Es gibt Platz für Neues!
Weiterführende Links:
https://www.prosenectute.ch/de/ratgeber/persoenliche-vorsorge/im-todesfall/tod-angehoeriger.html – hier findet ihr, was danach alles erledigt werden muss, so könnt ihr schon alles erledigen, damit es wenig danach gibt.