Die heutige Zeit ist mit viele Reizen tagtäglich gespickt. Handy, Computer, Fernsehen, Durchsagen allen Ecken und Enden, Lichter…nicht zu vergessen die vielen Düfte zum Beispiel an einem Bahnhof.

Nicht alle Menschen kommen so gut damit klar! Schnell werden sie als Hochsensibel oder in eine andere Schiene geschoben. Aber unser System ist für die Natur ausgerichtet und nicht auf eine Flutwelle von künstlichen Reizen. Und diese machen etwas in unserem System.

Künstliche Reize, wie sie durch moderne Technologie, urbane Umgebungen und digitale Medien erzeugt werden, haben einen erheblichen Einfluss auf unser Sinnessystem und wirken sich direkt auf unsere Wahrnehmung, unser Nervensystem und unsere mentale Gesundheit aus. Die ständige Exposition gegenüber diesen Reizen führt oft zu einer Überlastung der Sinne, was langfristige physiologische und psychologische Auswirkungen haben kann.

1. Visuelle Reize: Blaulicht und Bildschirmbelastung

  • Blaulicht-Emissionen von Bildschirmen (Computer, Smartphones, Tablets) beeinflussen den zirkadianen Rhythmus (innere Uhr) und die Melatoninproduktion. Dies führt zu Schlafstörungen, da das Blaulicht das Gehirn dazu anregt, wach zu bleiben.
  • Die ständige Exposition gegenüber grellen und wechselnden visuellen Reizen wie schnellen Bildabfolgen oder intensiven Farben kann das Gehirn überlasten und die Augen ermüden. Dies wird oft als Computer Vision Syndrome bezeichnet und geht mit Symptomen wie trockenen Augen, Kopfschmerzen und verschwommener Sicht einher.
  • Die Verarbeitung solcher intensiven visuellen Reize aktiviert ständig den präfrontalen Kortex, was die kognitive Leistungsfähigkeit überfordert und zu einem Gefühl der mentalen Erschöpfung führt.

2. Auditive Reize: Lärm und Klangverschmutzung

  • Ständige Lärmbelastung durch Verkehrsgeräusche, Baustellenlärm oder laute Musik beeinflusst das Hörsystem und erhöht den Stresslevel. Der Körper schüttet vermehrt Cortisol aus, was langfristig das Immunsystem schwächt und zu erhöhtem Blutdruck führt.
  • Laute und chaotische Klangumgebungen aktivieren das sympathische Nervensystem, das für “Kampf oder Flucht”-Reaktionen zuständig ist, was eine permanente Alarmbereitschaft im Körper auslöst.
  • Untersuchungen zeigen, dass konstante Lärmbelastung auch die Konzentrationsfähigkeit und kognitive Entwicklung bei Kindern beeinträchtigen kann.

3. Somatosensorische Reize: Virtuelle und Künstliche Berührung

  • Bei ständiger Nutzung von Technologien wie Touchscreens werden die Feinmotorik und der Tastsinn stark beansprucht. Dadurch kommt es zu einer einseitigen Stimulation der taktilen Sinne, während andere Formen der taktilen Wahrnehmung vernachlässigt werden (z. B. Berührung natürlicher Materialien).
  • Virtuelle und künstliche Berührungen durch haptische Feedbacksysteme (z. B. bei VR oder AR-Technologien) können das Gehirn verwirren, da sie das Nervensystem mit widersprüchlichen sensorischen Informationen konfrontieren. Dies kann zu einem Gefühl der Entfremdung oder sensorischen Überlastung führen.

4. Kognitive Reize: Multitasking und Informationsflut

  • Der ständige Zugriff auf digitale Medien und soziale Netzwerke führt zu einer Informationsüberflutung, die das Gehirn in einen permanenten Modus der Verarbeitung zwingt.
  • Die ständige Unterbrechung durch Benachrichtigungen und die Aufforderung zum Multitasking reduzieren die Fähigkeit, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, und beeinträchtigen das Arbeitsgedächtnis. Dies führt zu sogenannter Aufmerksamkeitsfragmentierung.
  • Langfristig reduziert dies die Fähigkeit zur tiefen Verarbeitung von Informationen, was als “digitale Demenz” bezeichnet wird, und schwächt die Fähigkeit zu kreativen Problemlösungen und zur Fokussierung.

5. Psychologische Auswirkungen: Reizüberflutung und Stress

  • Künstliche Reize führen zu einer sensorischen Überstimulation, die das Gehirn mit unnötigen Informationen überflutet. Dadurch entstehen ein Gefühl der Überforderung und ein erhöhter Stresspegel.
  • Die ständige Verfügbarkeit von digitalen Reizen kann das Gefühl der Unruhe verstärken und das Bedürfnis nach sofortiger Befriedigung fördern. Das resultiert in kürzeren Aufmerksamkeitsspannen und einer erhöhten Reizbarkeit.
  • Negative psychologische Folgen wie Angstzustände, Depressionen und Reizbarkeit können bei ständiger Überstimulation auftreten, da das Gehirn keine Zeit zur Regeneration und Entspannung erhält.

6. Neurologische Veränderungen: Neuroplastizität und Abhängigkeiten

  • Die ständige Interaktion mit künstlichen Reizen verändert die Neuroplastizität des Gehirns. Wiederholte Exposition gegenüber intensiven Reizen kann die neuronalen Verbindungen so verändern, dass die Toleranz gegenüber natürlichen Reizen sinkt, was zu einer Abhängigkeit von intensiveren Stimulationen führt.
  • Dies ist besonders bei sozialen Medien und digitalen Spielen zu beobachten, wo das Belohnungssystem (Dopaminproduktion) im Gehirn durch ständige, schnelle Feedback-Schleifen konditioniert wird.

Fazit

Künstliche Reize beeinflussen unser Sinnessystem auf vielfältige Weise und können sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Während bestimmte Reize (z. B. akustische Stimulation durch Musik oder visuelle Reize in der Kunst) positive Emotionen und Kreativität fördern können, führen ständige Überstimulation und unausgewogene sensorische Erfahrungen häufig zu Stress, Überforderung und einer Beeinträchtigung des Wohlbefindens. Ein bewusster Umgang und gezielte Pausen von künstlichen Reizen sind daher essentiell, um die Gesundheit und Balance unseres Nervensystems zu bewahren.

Ich bin immer sehr dankbar, darf ich in den Bergen wohnen und mit nicht den Fluten der Stadt ausgesetzt. Generell fühle ich mich in der Natur und draussen am wohlsten. Wir als Familie sind Sommer wie Winter immer draussen. Selbst bei Schnee und kalten Temperaturen (und gell bei uns kann es richtig eisig werden) essen wir manchmal am Wochenende draussen an der Feuerschale oder machen ein Fondue.

Was passiert in diesem Moment mit unserem Nervensystem? Oder anders gefragt, wie fühlst du dich danach?

Die Natur hat einen bemerkenswert positiven Einfluss auf unser Nervensystem, sowohl auf physiologischer als auch auf psychologischer Ebene. Die Wirkung von Grünflächen, Wäldern, Wasserlandschaften oder natürlichen Lichtverhältnissen auf den menschlichen Organismus und die Psyche ist ein viel erforschtes Thema in der Neurowissenschaft und Psychologie.

1. Stressreduktion

  • Der Aufenthalt in der Natur senkt nachweislich das Stresshormon Cortisol und reduziert den Blutdruck sowie die Herzfrequenz.
  • Das Nervensystem reagiert mit einer allgemeinen Entspannung, was zu einem Zustand der Erholung führt.
  • Diese Effekte werden oft als “biophiler Effekt” beschrieben, der unsere angeborene Verbundenheit zur Natur widerspiegelt.

2. Aktivierung des Parasympathikus

  • Das parasympathische Nervensystem, das für die Entspannung und Regeneration zuständig ist, wird durch den Aufenthalt in der Natur stärker aktiviert.
  • Dies zeigt sich in einer verbesserten Herzratenvariabilität, die ein Indikator für ein gesundes autonomes Nervensystem ist.

3. Förderung kognitiver Funktionen

  • Studien belegen, dass Naturaufenthalte die kognitive Leistungsfähigkeit verbessern, z. B. durch erhöhte Konzentrationsfähigkeit und verbessertes Gedächtnis.
  • Der Kontakt mit der Natur reduziert die sogenannte mentale Ermüdung, da natürliche Umgebungen als “wiederherstellende Orte” gelten, die uns dabei helfen, uns geistig zu regenerieren.

4. Reduktion von Angst und Depression

  • Die Wirkung von Natur auf das limbische System, das für Emotionen und Affektsteuerung zuständig ist, führt zu einer Verringerung von Angstzuständen und Depressionen.
  • Menschen, die regelmäßig in der Natur sind, berichten von erhöhter positiver Stimmung und einer gesteigerten Zufriedenheit.

5. Förderung sozialer Bindungen und Wohlbefindens

  • Aktivitäten in der Natur, wie Wandern oder Spazierengehen, fördern soziale Interaktionen und steigern das allgemeine Wohlbefinden.
  • Die sensorischen Reize der Natur (z. B. Vogelgesang, Wasserrauschen) wirken beruhigend und fördern ein Gefühl von Geborgenheit.

6. Veränderung der Gehirnaktivität

  • Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass der Aufenthalt in der Natur die Aktivität im präfrontalen Kortex, dem Bereich des Gehirns, der mit Grübeln und negativen Gedanken assoziiert wird, reduziert.
  • Gleichzeitig werden Bereiche aktiviert, die für positives Denken und Selbstwahrnehmung zuständig sind.

Insgesamt zeigt die Forschung, dass die Natur als “natürliches Heilmittel” unser Nervensystem stabilisiert und fördert. Der regelmäßige Kontakt mit der Natur, auch bekannt als “Waldbaden” oder “grünes Training”, ist eine wirkungsvolle Methode zur Stressbewältigung und Steigerung des psychischen Wohlbefindens.

Also worauf wartest du noch? Geh hinaus mach deine Feuerschale an oder lauf einmal durch den Wald. Dein Sinnessystem wird es dir danken!