Glücklichsein hat viele Gesichter. Manchmal ist es nur ein kurzer Augenblick der Hochstimmung. Es gibt aber auch die längerfristige, stille Variante der Zufriedenheit. Doch wie entsteht dieses schönste aller Gefühle im Gehirn?

Glück ist ein subjektives Gefühl, aber neurobiologisch recht gut erfassbar. Um zu verstehen, was im Gehirn passiert, wenn wir glücklich sind, ist es wichtig, zwischen „Glück“ und „Zufriedenheit“ zu differenzieren.

Zufriedenheit ist ein positiv motivierter Zustand, das Gefühl innerer Ausgeglichenheit. Sie ist teils genetisch bestimmt, teils durch die Umwelt geprägt, etwa durch Bindungserfahrungen in der Kindheit. Wie zufrieden ein Mensch ist, kristallisiert sich bereits zwischen dem fünften und zehnten Lebensjahr heraus und bleibt zeitlebens weitgehend gleich. Lediglich im Alter mildert sich die Ausprägung ab, also nicht nur die Bewegungen werden langsamer und gemächlicher, nein auch die Emotionen. Ein Pessimist wird dann etwa zum gemäßigten Pessimisten. Biochemisch sind insbesondere drei Hirnbotenstoffe beteiligt: Serotonin, Dopamin und Oxytocin.

Das eigentliche Glücksgefühl entsteht durch einen Cocktail gehirneigener Opioide wie Endorphine. Es handelt sich dabei um eine kurzfristige positive Abweichung vom individuellen Zufriedenheitslevel, die sowohl Optimisten als auch Pessimisten kennen. Allerdings haben Optimisten mehr davon. Der Glücksimpuls stimmt dich euphorisch, und das gute Gefühl hält länger an als bei Pessimisten. Diese empfinden zwar ebenfalls momentan Glück, finden aber auch schnell ein Haar in der Suppe: Ein Lottogewinn könnte Neider anziehen oder eine Auszeichnung zusätzliche Arbeit bescheren.

Genau diese Opioide machen einige Menschen regelrecht süchtig. Sie lieben den «Glücksrausch» und stürzen sich immer wieder von Felsklippen in die Tiefen mit einem Fallschirm oder suchen den Nervenkitzel auf einer Rennbahn in der Geschwindigkeit als Beispiel.

Allein schwer depressive Menschen kennen kein Glücksgefühl. Die Unfähigkeit Freude und Lust zu empfinden, Anhedonie genannt, spiegelt sich im Gehirn wider. Hirnareale, die mit dem Glücklichsein in Verbindung stehen, bleiben weitgehend inaktiv. Dies sind Formen der Depression, die sehr schwer behandelbar sind.

Ein weiterer Sonderfall sind Menschen, die sich in dauerndem Glücksrausch wähnen. Etwa während der manischen Phasen einer bipolaren Störung, — besser bekannt unter dem Namen manisch-​depressive Störung. Von „hypomanischen“ Männern weiß man, dass ein Mix aus Opioiden und erhöht ausgeschüttetem Testosteron das Glücksgefühl zur anhaltenden Euphorie steigern kann.

Schließlich gibt es noch „Sensation Seeker“. Von ihrer psychischen Grundkonstitution her tief unzufrieden oder gar depressiv heischen sie nach starken Gefühlen und extremen Erlebnissen, um eine innere Leere zu füllen. Riskantes Verhalten oder Extremsportarten liefern kurzfristige Glückskicks – gefolgt von einem tiefen emotionalen Absturz. Das Beispiel der Sensation Seeker demonstriert die Flüchtigkeit des Glücks.

Entscheidend für die Neurobiologie und die Qualität des Glücks ist auch die Quelle der Freude. Materielle Belohnung wie Geldgeschenke oder Sex aktiviert vor allem den Nucleus accumbens im Zentrum des so genannten Belohnungssystems. Dieses Glücksgefühl ist nur von kurzer Dauer und verlangt schnell nach mehr – ein Grund, weshalb manche Firmen immer höhere Prämien aussetzen, um ihre Mitarbeiter zu motivieren.

Länger wirken soziale Belohnungen, etwa Anerkennung und Freundschaft. Sie aktivieren Areale der Hirnrinde wie den orbitofrontalen und den insulären Cortex, in denen auf bewusster Ebene positive und negative Erfahrungen verarbeitet werden.

Die beständigsten Glücksgefühle entstehen durch Tätigkeiten, in denen wir völlig aufgehen. Wenn es läuft, wie geschmiert – Psychologen und Neurologen sprechen vom Flow-​Erlebnis – kommen Basalganglien ins Spiel. Sie sind Speicherort aller Gewohnheiten und Automatismen und sorgen dafür, dass reichlich gehirneigene Opioide rieseln, wenn wir Dinge „gekonnt“ ausführen und uns als selbstwirksam erleben.

Teile des Textes stammen von Stefanie Reinberger https://www.dasgehirn.info/aktuell/frage-an-das-gehirn/was-passiert-im-gehirn-wenn-wir-gluecklich-sind

Danke für diesen Beitrag!